Brendan Benson
My Old, Familiar Friend
Text: Dennis Plauk
Schwer zu sagen, ob falsche Bescheidenheit oder echte Ernüchterung aus Brendan Benson spricht, wenn er öffentlich erklärt, sich vom Raconteurs-Rummel keine nennenswerten Publicity-Effekte für seine Solokarriere zu versprechen, die trotz der fabulösen Alben “Lapalco” (2002) und “The Alternative To Love” (2005) in zwölf Jahren nie so recht in Fahrt gekommen ist. “Die meisten wissen nicht mal, dass ich bei den Raconteurs mitspiele. Die halten das für Jack Whites zweite Band – und Punkt.” Für “My Old, Familiar Friend” hat Benson sich daher eine neue Taktik gesucht: Weniger ist mehr, aber mehr ist lauter. Das deckt sich zwar nicht unbedingt mit den Grundwerten, für die man Bensons so detailverliebtes wie unaufdringliches Songwriting bisher geschätzt hat. Doch als womöglich letzter großer Anlauf, sich Gehör zu verschaffen, sind solche Maßnahmen nur konsequent. Ob Benson seine Stimme und Gitarre auf sanfte Hammondorgeln bettet oder gegen die Pauken und Trompeten ganzer Sinfonie-Orchester anschreien lässt – Hauptsache ist, er kommt über kurz oder lang in einem dieser episch-theatralischen Refrains an, von denen “My Old, Familiar Friend” exakt so viele besitzt wie Songs. Bemüht und überzogen klingt das Album trotzdem nur selten. Benson ist wohl einfach zu schlau und integer, um sich bei vollem Körpereinsatz mehr als ein blaues Auge einzufangen.
weitere Platten
Low Key
VÖ: 02.12.2022
Dear Life
VÖ: 01.05.2020
You Were Right
VÖ: 17.01.2014
What Kind Of World
VÖ: 27.04.2012
The Alternative To Love
VÖ: 14.03.2005
Lapalco
VÖ: 14.10.2002
One Mississippi
VÖ: 03.09.1996