Der Kampf gegen breitbeinige Rockposen und Holzfällerhemden ist mittlerweile Popgeschichte, die musikalischen Schlachtfelder der 90er sind längst geräumt. Nach der Auflösung von Suede regierte bei Anderson vor allem von Streichern und Klavier untermalter Schwulst. Drei Soloalben hielt er sich nicht an alltäglichen Kleinigkeiten auf, und wenn doch, wurden sie zu pompösen Tragödien aufgebläht, gleichzeitig schlicht und pathetisch. Ohne Bandgefüge fehlte zudem ein angemessenes Gegengewicht zu Andersons Stimme. Zusammen mit dem Produzenten Leo Abrahams und Musikern von Polar Bear und The Big Pink sollte es bei Black Rainbow wieder um Details gehen. Im Anderson-Kontext bedeutet das natürlich keine vollständige Zurücknahme der dramatischen Inszenierung. Allerdings wird man jetzt nicht länger pausenlos von ihr erschlagen. Bereits die Einleitung von Unsung lässt erleichtert aufatmen. Die Vocals schwingen sich hoch in die Lüfte empor und schlagen Kapriolen. Jetzt werden sie aber von einem feinmaschigen Netz aus Gitarre und Schlagzeug konterkariert und aufgefangen. Einzelne Elemente, wie der wunderbare New-Order-Bass bei In “The House Of Numbers”, können endlich wieder zur Geltung kommen. Nur gelegentlich schießt Anderson ein paar Kilometer über das Ziel hinaus, etwa im überkandidelten “This Must Be Where It Ends”. Beinahe gelingt es ihm, sich loszureißen und die Musik weit hinter sich zu lassen. Die Band ist ihm aber dicht auf den Fersen und verhindert auch in schwindelerregenden Höhen das Schlimmste.