Die großen Säulenheiligen des 90er-Britpop-Taumels tun ja gerade fast allesamt das, was ihnen am besten steht: Die Gallaghers pausieren, Damon Albarn erfindet sich ständig neu, und Jarvis Cocker beschäftigt sich würdevoll mit dem Älterwerden. Doch es gibt da auch die beiden notorischen Sorgenkinder Ashcroft und Anderson. Ähnlich wie der ehemalige Verve-Sänger träumt sich der einstige Suede-Frontmann Anderson auf seinem ersten Soloalbum selbstmitleidig in bessere Lebenswelten. Dass er das vorrangig zu sehr müdem Midtempo-Begleitgedudel tut, das sich oft nach Ashcroft-Ausschuss anhört, hilft der Sache auch nicht unbedingt. Das Ende des hysterischen Glampop deutete sich zwar schon auf Suedes letztem Album “A New Morning” an. Aber die gelungene Wiedervereinigungsplatte mit The Tears 2004 versprach dann doch wieder großen Pop. Den gibt es hier nicht. Auf einigen Stücken versucht Anderson den roten Samtvorhang aus Suede-Zeiten doch noch mal einen Spalt breit zu öffnen und ein wenig Glam ins müde Rund zu pusten, doch in diesen raren Momenten mangelt es ihm dann fatalerweise an den zwingenden Melodien. Vor allem eins fehlt dieser Platte: Poesie. Mit ein wenig mehr Subtilität hätte aus so manchem Stück ein charmanter Smiths-Loser-Song werden können. Doch Anderson hat sich in die Direktheit seiner traurigen Worte verliebt. Viel mehr als die unvergängliche Stimme und der solide Auftaktsong bleiben nicht von “Scorpio Rising”.