Den Sheffieldern ist klar, dass sie ihren alten Fans mit “Amo” noch mehr Toleranz abverlangen als auf dem ohnehin schon poppigen Vorgänger “That’s The Spirit” von 2015. Wenn sich Sänger Oliver Sykes, beziehungsweise das, was der Computer von seiner Stimme übriglässt, zunächst dafür entschuldigt, dass es nun etwas zu fühlen geben könnte, ist das also fast schon frech. Die klug gewählte erste Single “Mantra” lässt sich ebenso problemlos als Appell an die Hörerschaft lesen: “All I’m asking for’s a little bit of faith”. Dieses Vertrauen wird im Folgenden arg strapaziert. “Nihilist Blues” mit Gastsängerin Grimes erinnert daran, wie Dubstep vor Jahren den Mainstream erreichte. Das ist nicht unbedingt schlecht, aber eben allenfalls innovativ, wenn man die Urheber stärker betrachtet als das Ergebnis. Für Stücke wie “In The Dark”, “Medicine”, “Why You Gotta Kick Me When I’m Down?” gilt: Würde im Formatradio nicht negativ auffallen. Aber das kann ja nun nicht der Maßstab sein. Über weite Strecken lässt “Amo” vergessen, dass hier eine Band zu hören sein soll und nicht nur Sykes, Keyboarder Jordan Fish und dessen unzählige Effekt-Plug-Ins. Besonders schade ist das, weil “Wonderful Life” zeigt, wohin es hätte gehen können: Mit seinen staubtrockenen Gitarren, einem schrägen Feature von Keif-Biest Dani Filth und Bläsern, die an die Soul-Erneuerer Jungle erinnern, wagt der Song tatsächlich etwas Neues. Das Problem ist nämlich nicht, dass Bring Me The Horizon jetzt Pop machen, sondern dass sie ihn so uninspiriert machen wie unzählige andere Bands auch.
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