Bring Me The Horizon
Post Human: Nex Gen
Text: Nicola Drilling / Jan Schwarzkamp
Bring Me The Horizon finden eine neue musikalische Heimat zwischen Metalcore und Hyperpop.
Eines steht fest: Die Briten veröffentlichen ihr bislang abwechslungsreichstes Album. Songs wie “Youtopia” und “Top 10 Statues That Cried Blood” spielen in einer neuen Sparte zwischen Hyperpop und Pop-Punk, “Amen” ist ein klassischer Metalcore-Moment, Ambiente-Elemente werden in “Dig It” bedient, und ihren persönlichen Deftones-Moment hat die Band in “Limousine”. An Referenzen mangelt es sowieso nicht, Frontmann Oli Sykes lässt seine musikalischen Vorbilder an jeder Ecke des Albums aufscheinen: Der Einfluss von Linkin Park lässt sich entsprechend zu keinem Zeitpunkt leugnen, “Lost” erinnert an My Chemical Romance, und Nine Inch Nails lassen sich in “[ost] (spi)ritual” heraushören. Thematisch spielt die Band mit Zeilen wie „If Jesus Christ returns we’ll just kill that fucker twice“ mit Kontroversen und hangelt sich von Blasphemie über Drogenabhängigkeit zur Depression – zumindest textlich bleibt also alles beim Alten. Wer mit Pop nichts anfangen kann, wird auch an diesem Album keinen Gefallen finden und den Anfängen der Band hinterhertrauern. Wessen musikalischer Horizont auch neue Einflüsse einschließt, bekommt 16 neue Facetten der wohl aktuell spannendsten Band des Genres.
Die ehemalige Deathcore-Band emanzipiert sich weiter – mit zweifelhaftem, überambitioniertem Ergebnis.
Der stilistische Flickenteppich von “Amo” vor fünf Jahren machte einen ratlos. Nicht, dass es nicht erfreulich gewesen wäre, dass sich die Sheffielder von dem emanzipierten, was sie miterfunden hatten: Deathcore. Die Kehrtwende Richtung Pop war jedoch ernüchternd. “Post Human: Nex Gen” wagt sich nun weiter vor in diese Gefilde und bemüht sich zugleich, mit pointiertem Geschrei und Blastbeat-Salven die vergrätzten Fans von einst wieder milde zu stimmen. Mächtig zukunftsorientiert will die Platte sein, vermutlich würfeln die Titel deshalb im Zufallsmodus Groß- und Kleinschreibung durcheinander. Physisch gibt es die Platte erst im September, bis dahin muss man mit Videos auf Youtube vorliebnehmen. So weit, so weird. Das gilt auch für die Songs, die wie Ideen-Müllkippen wirken, in denen jederzeit alles passieren kann. Teenager-Pop kollidiert mit Glitches, Breakbeats und Lidstrich-Emo, süßliche Balladen mit Double-Bass, Indietronics mit Breakdowns, Intros und Interludes. Alles wird auf den größtmöglichen Effekt hin zusammengeklatscht, Subtiles mit der Sound-Bazooka weggeballert. Ein anstrengendes, daueralarmiertes Durcheinander für Tiktok-Junkies mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne.
Das steckt drin: Babymetal, My Chemical Romance, Poppy
weitere Platten
Post Human: Survival Horror
VÖ: 30.10.2020
Go To
VÖ: 27.12.2019
Amo
VÖ: 11.01.2019
That's The Spirit
VÖ: 11.09.2015
Sempiternal
VÖ: 29.03.2013
Suicide Season
VÖ: 04.10.2008
Count Your Blessings
VÖ: 30.11.2007