Auch vom Label darf man sich nicht irre führen lassen: Warp, ein Name der für ausgeklügelte Elektronik steht, hat mit Broadcast seine Liebe für charmanten, dezenten britischen Pop entdeckt. Die zwölf Stücke sind spärlich instrumentiert, es dominiert die ausdrucksstarke, aber niemals überdrehte Stimme von Sängerin Trish, meist nur von einem Schlagzeug und analogen Orgeln begleitet. Die Stimmung ist verträumt, das Zeitgefühl ist verlangsamt. Aber Vorsicht: Auch wenn Broadcast in einer Tradition stehen, die bis zu Everything But The Girl und This Mortal Coil zurückreicht, wirkt ihre Musik nei einseitig romantisch oder gar elegisch. Die leicht jazzigen Arrrangements sind häufig sehr spröde, erinnern stellenweise an den kargen Beat von Kurt Weill. Nein, Broadcast eignen sich nicht als Cocktailmusik, denn ihre Musik ist ebenso uneindeutig wie die Texte, die sie im Beiheft absichtlich nur in Form von Fragmenten abgedruckt haben. Mit sehr viel Feingefühl pendeln Broadcast zwischen melancholischen und märchenhaften Momenten, wobei ein paar Kanten und etwas mehr Dynamik dieser allzu fließenden Platte ganz gut getan hätten.
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