Seit eine ganze Generation von raubeinigen Florida-Punks und modernen Kneipenrockbands ihren Erlöser in ihm gefunden hat, breitet sich ein bedenkliches Halbwissen über Springsteen aus, das ihn irgendwo zwischen Fähnchen im Wind der Gerechten und menschgewordener Super-Bowl-Halbzeitshow einordnet – wie Brian Fallon oder Win Butler, nur mit tieferen Geheimratsecken. “Wrecking Ball” tut nicht viel gegen diesen Umstand; es geht zünftig zu auf Springsteens 17. Platte, er singt leicht knödelig, und es gibt gleich drei Irish-Pub-mäßige Songs, die auf einer der Kneipentrauerfeiern für gefallene Polizisten aus “The Wire” laufen könnten. Der Rest von “Wrecking Ball” ist Maßarbeit: lebensversichernde Songs über schwere Zeiten und arme Menschen, auch dann mit erhebendem Gospel-Gefühl, wenn die Musik nicht nach Gospel klingt. Viele Stücke wollen allerdings zu viel von sich selbst: Das langgezogene “Jack Of All Trades” gipfelt unglücklich in einem langgezogenen Gitarrensolo von Tom Morello, “Rocky Ground” muss sich gegen einen esoterischen Chor, fiese Funk-Licks und eine gerappte Strophe am Ende wehren. Die “Wrecking Ball”-Songs, an die man sich erinnern wird, funktionieren nicht anders, aber besser, auch das Titelstück und “Land Of Hope And Dreams” sind überfrachtet mit Drum-Machines und Ergriffenheit. Immerhin enthalten sie aber die letzten Soli des 2011 gestorbenen E-Street-Band-Saxofonisten Clarence Clemons und überstrahlen wohl auch deshalb ein Album, das einem mehr Hoffnung für Amerika als für Springsteen macht.
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