Das von Brutus punktet eher mit Menschlichkeit als mit technischer Brillanz. Man muss das klar sagen: “Live In Ghent” klingt nur okay. Da helfen auch der Mix von Jesse Gander (schon für beide Brutus-Studioalben verantwortlich) und das Mastering von Magnus Lindberg (Cult Of Luna) nicht – das hier ist eher Momentaufnahme als Hochglanzprodukt. Was sich aber gut verschmerzen lässt: Die im Mai 2019 am Ende einer Tour im heimischen Gent vor Freunden und Familie aufgenommene Show fungiert stattdessen als starke Zwischenbilanz der Belgier. Allein die Setlist ist ein Traum: “Fire”, “Horde II”, “Drive, War”, “All Along” – Fans der Band hätten die Highlights von “Burst” (2017) und “Nest” (2019) auch nicht stimmiger zu einem einstündigen Set kompiliert. Zudem staunt man, wie viel Gefühl und Energie das Trio live in seinem Punk-Post-Indie-Prog-Rock entwickelt: Alles klingt verwaschener, aber menschlicher, vor allem der mitreißende Gesang von Schlagzeugerin Stefanie Mannaerts. Wie sie in “Sugar Dragon” oder “Space” schlicht und schön im Zentrum des Songs steht oder in “All Along” das kehlige Limit ihrer Stimmbänder testet, löst beim Hören wärmende Glücksgefühle aus. Mannaerts scheue Ansagen auf Flämisch und das Cover mit Bassist Peter Mulders Sohn beim Setlist-Schreiben tun ihr Übriges, Brutus als eine so talentierte wie sympathische Band zu erkennen.