Für alle, die sich nicht mit Bismarck das Taufbecken geteilt haben: Das Ding auf dem Cover ist ein so genannter Blitzlichtwürfel. In grauer Vorzeit musste man sich diese Teile auf die Kamera schnallen, um Nacktfotos im Dunkeln zu machen, vier Versuche waren das Höchste der Gefühle. Auch das neue Bulbul-Album ist von der Vergangenheit belichtet. Einer ungefähr 25 Jahre alten, als Crossover das große Ding war und plötzlich alles übereinander ging. “Kodak Dream” schüttelt sein Füllhorn sehr orgiastisch über der Stereoanlage aus. Es knarzt die Bassline, es glitcht der verfremdete Gesang, Casio und Big Beat sitzen auf einem
stabilem Rock-Chassis. Einen wilden “Ritt durch die Randgebiete retrofuturistischer Unterhaltungsmusik” nennt das die Plattenfirma, und fürwahr: Sänger Manfred Engelmayr tönt wie der coolste Cyborg auf dem Ascheplaneten. Auf dem Vorgängeralbum wollte er noch Hirn fein hacken, jetzt fühlt er sich auf der Single “Going” selber “like a motherfuck”. Die Bausteine, aus denen Bulbul ihr hyperaktives Album zusammenschrauben, funktionieren zwar alle noch, lassen aber auch Patina durchscheinen und den Lauf der Zeit unrund werden. Songtitel wie “Nacht egal”, “Make It schnella” und “Fuckeroni” weisen in etwa die Richtung der bandeigenen Überholspur: eine angedachte Idee weicht sofort der nächsten: