Bullet For My Valentine machen mit Venom die Platte, die ihnen nach der verkorksten letzten niemand mehr zugetraut hätte.
Die Wut ist zurück; sie war bei Bullet For My Valentine in dieser Form zuletzt auf dem Debüt The Poison zu finden – und das hat schon zehn Jahre auf dem Buckel. Das neue Album ruft mit “No Way Out” direkt zu Beginn in Erinnerung, warum man die Waliser damals gut fand: treibende Doublebass-Salven, knarzige Bassläufe und vor allem bizarr flinke Gitarrenriffs, zu denen nur die wenigsten in der Lage wären, auch noch ans Mikrofon zu treten, um gleichermaßen zu brüllen und zu singen. “Army Of Noise” und “Worthless” sind Songs, deren fest zubeißende Hooklines universell in jedem Pogo tanzenden Moshpit funktionieren. Der Titelsong ist dagegen die Art eingängiger Emocore-Stadionrock, nach der 30 Seconds To Mars schon ihre ganze Karriere lang streben, dafür allerdings nicht die technischen Fingerfertigkeiten besitzen. Sicher, der aufgesetzte Chorgesang in “You Want A Battle…” ist zu viel des Guten und aus Sänger Matthew Tuck wird in diesem Leben bestimmt kein Lyriker mehr. Bei dieser Art von Musik lag der Fokus aber ohnehin noch nie auf tiefsinnigen Texten. Mit “These are our times/ Never forget/ No looking back/ Never regret”, singt der Frontmann obendrein nicht von Tatsachen, zumindest nicht in diesem Fall – ist dieses Album doch eine Reminiszenz, die genauso gut als Einstiegsdroge für den Nachwuchs wie als guilty pleasure für die Kuttenträger funktioniert, wie seinerzeit das Debüt.
08/12 Jonas Grabosch
Zurück zur alten Härte, so das erklärte Ziel. Herzlich willkommen beim Metal-Marketing-Einmal-Eins.
Was war The Poison (2005) doch für ein cleverer Schachzug: Mit Songs wie “Hand Of Blood”, “Tears Dont Fall” oder “All These Things I Hate (Revolve Around Me)” positionierten sich Bullet For My Valentine geschickt zwischen klassischem Heavy Metal und kommerziellem Emo und nahmen auch den Metalcore-Hype mit, ohne direkt dazu zu gehören. Als Einstiegsdroge für den Nachwuchs und Guilty Pleasure für die Kuttenträger funktionierte das hervorragend, leider schaffte die Band es nicht, sich in der Folge kreativ frei zu schwimmen und versank mit jedem Album mehr in der Belanglosigkeit. Zehn Jahre später soll “Venom” nun mit mehr Aggressivität punkten. Tatsächlich brettert “No Way Out” recht schick voran, bis das Baukastenprinzip greift und alle Ansätze von Spielfreude zunichtemacht. Vorhersehbarkeit zieht sich durch das gesamte Album: Hier ein Mosh-Part, da ein Solo, aber bloß nicht den eingängigen Refrain vergessen, die Leute wollen mitsingen! “You Want A Battle? (Heres A War)” packt noch einen Chor dazu, der sogar Jared Leto und seinen 30 Seconds To Mars zu peinlich wäre. Hinter dem Titelsong verbirgt sich die obligatorische Power-Ballade mit erwartbar banalem Inhalt: “You know Im never looking back/ Here we go again/ I dont wanna know the taste/ Of your venom”. “Venom” ist das fünfte Album von Bullet For My Valentine – und so durchschaubar wie die Cover-Gestaltung ist auch sein Inhalt. Wer hätte das gedacht.
04/12 Stefan Reuter
weitere Platten
Bullet For My Valentine
VÖ: 22.10.2021
Gravity
VÖ: 29.06.2018
Temper Temper
VÖ: 08.02.2013
Fever
VÖ: 23.04.2010
Scream Aim Fire
VÖ: 25.01.2008
The Poison
VÖ: 30.09.2005