Entscheidend sind hier die Texte. Kurze Zeilen über letzte Dinge, Bilder von Meer, Wellen, Wolken und Horizont, nicht als Postkarte natürlich. Verzweiflung, Mord, jedes Wort voller Gewicht, da nicht allzu viele da sind. Würden die jungen Expressionisten, die 1915 in den Krieg zogen, heute leben: Vielleicht hätten sie eine Band wie Burst gegründet. Shouter Linus Jägerskog gönnt uns kaum eine Pause. Die Spannung entsteht hier nicht linear durch die Abfolge von laut und leise, sondern in der Gleichzeitigkeit von Hardcore-Gebrüll und atmosphärisch flirrenden Gitarren, glasklar-warmem Sound und enervierendem Gekeife. Burst orientieren sich mehr denn je an der Epik später Neurosis, Isis oder Cult Of Luna, zerfließen aber nicht wie ihre Kollegen. Die Basis ihrer Stücke ist immer ein Groove, eine knallende Snare, Metal-Riffing, deftiges Zupacken. Erst wenn das steht, fasern sie die Ränder mit Psychedelia aus; lediglich das instrumentale “It Comes Into View” bleibt elegisch. Liest man mit, macht es Sinn, dass Jägerskog gemeinsam mit wenigen, teils geisterhaften Background-Chören einfach nur durchbrüllt: Das berühmteste Bild des Expressionismus hieß schließlich auch “Der Schrei”. Dennoch bleibt eine Ambivalenz im Verhältnis zur Musik, die sich bei aller Härte um eine Stimmung bemüht, die sich für eine bessere Spannung noch stärker gegen den Hardcore-Aspekt durchsetzen müsste. Eine Platte, so zäh und anziehend wie ein Gemälde, auf dem schwarze Möwen wie Farbklekse am dunklen Horizont kleben und sich langsam bewegen, wenn man gerade nicht hinsieht.
weitere Platten
Lazarus Bird
VÖ: 22.09.2008
Prey On Life
VÖ: 03.11.2003