“Ever Fallen In Love (With Someone You Shouldn’t’ve)” – was für ein Songtitel, was für eine Hymne, was für eine perfide Blutgrätsche in jedem Englisch-Diktat! 1978 vom Schlossersohn Pete Shelley komponiert, klingt der wie aus einem traurig-bösen Guss geschnitzte Hit so zeitlos und aktuell wie so viele der frühen Buzzcocks-Stücke, “Orgasm Addict”, “What Do I Get?” oder “Noise Annoys”. Wie kaum eine zweite Punk-Band verstanden es die 1976 gegründeten Buzzcocks von jeher, ihre Songs in unwiderstehliche Harmonien zu betten und mit ihren direkt aus dem Leben gepflückten Oden an die Liebe (oder dem, was davon übrig ist) lieber nahtlos an die 60er anzuknüpfen – an Pop-Legenden wie die Beatles oder die ebenfalls aus Manchester stammenden Hollies –, als in einem lodernden Feedback-Inferno zu verbrennen. Dass die Buzzcocks heute, 36 Jahre später, immer noch in der Lage sind, Melodie und Kante so zu vernähen, dass man beim Pogo auch Händchenhalten kann, beweist das neue, via Crowdfunding zum Leben erweckte Album “The Way”. So modern die Finanzierungsmethode ist, so oldschool ist der Sound, den Shelley, Diggle & Co. den zehn Stücken verpasst haben. Auch wenn die Stimme ein bisschen müde und die Kompositionen zwar angestaubt, aber irgendwie auch geil gestrig klingen. “What am I living for?”, fragt Shelley wehklagend, und gibt sich und uns im Songtitel gleich selbst die Antwort: “It’s Not You”. Hätte er seine Gefühle damals schon genauso direkt statt über das Kleingedruckte im Duden formuliert, wäre so manchem von uns eine fünf im Diktat erspart geblieben. Shouldn’t’ve. Streber.
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