Es ist eines der seltsameren Bilder dieser seltsamen Musikwelt 2020: Statt auf Tour zu sein, steht Joey Burns an seinem Küchenfenster, starrt gedankenverloren in den staubtrockenen Sommer Arizonas und schreibt Weihnachtslieder. Und irgendwie ergibt es sogar Sinn: In der doppelten Isolation dieser Szenerie sucht er nach Nähe, Zusammenhalt und Hoffnung – also all dem, was auch ein gutes Weihnachtsalbum vermitteln sollte. “Seasonal Shift” steht in bester Tradition mit den besinnlichen Ausflügen von Sufjan Stevens und Lowund ist doch eine Nummer für sich. Calexico halten die Anzahl an Coversongs mit lediglich drei Stücken sehr gering, echte Weihnachtsfolklore ist nur John Lennons “Happy Xmas (War Is Over), das mithilfe einer Pedal-Steel-Gitarre tatsächlich eine neue Dimension erhält. Calexico besingen nicht nur grenzenlosen Zusammenhalt, sie praktizieren ihn auch. In bester Tex-Mex-Tradition klingen sie mal uramerikanisch, mal lateinamerikanisch und meistens nach beidem gleichzeitig. Gesungen wird in den Songs auf Englisch, Spanisch, Portugiesisch und Französisch, unterstützt von Gastmusikern aus der ganzen Welt und doch sind sie so reduziert wie möglich gehalten. Das ist nicht immer besinnlich im klassischen Sinn: “Sonoran Snoball” etwa ist ein mexikanischer Folk-Funk-Crossover, in dessen Strophen Burns in ein Telefon rappt.
weitere Platten
El Mirador
VÖ: 08.04.2022
Years To Burn (mit Iron And Wine)
VÖ: 14.06.2019
The Thread That Keeps Us
VÖ: 26.01.2018
Edge Of The Sun
VÖ: 10.04.2015
Algiers
VÖ: 07.09.2012
Carried To Dust
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Garden Ruin
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In The Reins (EP mit Iron And Wine)
VÖ: 12.09.2005
Feast Of Wire
VÖ: 10.02.2003
Aerocalexico
VÖ: 01.01.2001
Hot Rail
VÖ: 08.05.2000
The Black Light
VÖ: 22.05.1998