“Nemesis” ist derzeit die meistgebuchte griechische Göttin auf Erden – sie bestraft den Hochmut und holt Menschen wieder auf den siffigen Boden der Tatsachen zurück. Caliban vertonen damit zwar das gewohnte Kaleidoskop menschlicher Abgründe, klingen aber extremer als auf “Say Hello To Tragedy”. Die Band von der Ruhr schafft das, weil sie die Stellrädchen ihres Sounds nach sieben Alben aus dem Effeff beherrscht. Außerdem, weil doppelt so viel Zeit in die Produktion investiert werden konnte wie je zuvor. Auch die mechanische Strenge von Djent-lastigen Songs wie “We Are The Many” und “Modern Warfare” gießen Caliban in einen Trichter, bei dem unten eingängiger Metal rausläuft. “No Tomorrow” und “Deadline” hauen voll auf die Thrash-Zwölf, das ebenso rasante “Open Letter” überrascht mit einem Refrain, der nur kurz die Zeitgeistsirene heulen lässt. Denis Schmidts Clean-Vocals bleiben in dieser kontrollierten Dosis ein Lichtblick, der hart gepolte Festivals auch weiter zu kathartisch-religiösen Erlebnisräumen machen wird. “Memorial” vermittelt genau das, formuliert es nur anders: Wir sitzen voll in der Scheiße, sind aber zumindest nicht allein. Sowohl in der Abfolge als auch innerhalb der Songs legen Caliban auf “I Am Nemesis” ein durchdachtes Metalcore-Scrabble, das über zwölf Songs unterhaltsam bleibt. Die dezent aufgelegte Effekt-Schminke im Gesang von Andy Dörner verwächst dabei genauso homogen mit dem Klangorganismus wie ein paar versprenkelte Elektrobits. Wenn der Platte ein Bauplan zugrunde lag, ist er aufgegangen.
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