Caligula's Horse
Charcoal Grace
Ihr sechstes Album entsteht zum größten Teil in den Zeiten des Corona-Stillstands und reflektiert diese in dichter, bedrohlicher Atmosphäre. “The World Breathes With Me” setzt den Ton in zehn Minuten komplexen Songwritings, die vor allem in Erinnerung rufen, dass Caligula’s Horse nicht erst seit “Rise Radiant” (2020) tief in die Jazzskalen greifen, um den epischen Melodien sich reibende Harmonien entgegenzusetzen.
Die Single “Golem” feiert diese Melodieverliebtheit fast ein wenig zu süßlich, bevor das Konzeptstück “Charcoal Grace” mit seinen 24 Minuten das Versprechen eines monumentalen Longtracks einlöst. “Sails” gibt sich erneut einer Art chromschillerndem Softrock hin, der in den Händen weniger versierter Songwriter zu Toto-Gedächtnis-Schmalz würde. Dieses Stück kommt jedoch kurz vor der Kitschgrenze zum Stehen und macht “The Stormchaser” Platz, das so auch Hakens Richard Henshall zu Zeiten von “Visions” hätte einfallen können.
Das zwölfminütige Albumfinale “Mute” nimmt den Faden von “The World Breathes With Me” auf und legt so eine Klammer um die Tour De Force, zu der auch dieses Album erneut gewachsen ist. Will man auf hohem Niveau jammern, kann man bemängeln, dass sich Caligula’s Horse fast zu viel Gedanken um Details wie Übergänge und Akkordprogressionen machen. Kann man aber auch einfach lassen.
Das steckt drin: Haken, Leprous, Tesseract