Gilt eigentlich noch immer das ungeschriebene Gesetz, dem zu Folge über dem dritten Album einer Band das Damoklesschwert des Scheiterns an einem seidenen Faden hängt? Für Calla aus New York jedenfalls nicht, denn mit “Televise” beweisen sie souverän, dass die beiden Vorgängeralben keine Zufallstreffer waren und erst recht, dass ihr Potential lang noch nicht erschöpft ist. Dabei rocken sie selten mal munter drauf los wie beim Titelstück oder beim Opener “Strangler”. Vielmehr geben sie sich betont zurückhaltend und belassen es lieber bei Andeutungen, wie heftig es unter der Oberfläche brodelt – etwa bei “Pete The Killer” oder der Miniatur “Alacran”, wo eine transparente Schicht merkwürdiger Geräusche kaum noch wahrnehmbar über absoluter Stille liegt, dabei jedoch mehr Spannung und Dynamik in sich birgt als manches Noisegewitter, mit dem sonst gern die Zerrissenheit zeitgenössischer Großstadtexistenzen in akustische Form gebracht wird. Neben dem präzisen Ausloten des Verhältnisses zwischen Ruhe und Kraft ist es aber vor allem die eindringliche Stimme von Sänger und Gitarrist Aurelio Valle, mal zerbrechlich, mal hypnotisch, die es sich in den Gehörgängen gemütlich macht. Das wirkt auf beunruhigende Weise beruhigend.
