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    Callejon
    Eternia

    VÖ: 28.10.2022 | Label: Warner
    Text:
    Callejon - Eternia

    Callejon laden wieder ins Metalcore-Abenteuerland. Man weiß, welchen Preis der Eintritt kostet.

    Einen Song wie “Mary Shelley” muss man in Ruhe wirken lassen, gerade weil er direkt vom Rummel kommt: Zwischen Rave-Synthies schreddert sich eine Gitarre durch, darüber japst Bastian Sobtzick Leichenbastler-Visionen, die zweideutiger und weniger schauerromantisch auch von Till Lindemann stammen könnten. Noch vor dem Refrain setzt es die erste Beatdown-Schelle, die dem folgenden Pathos den passenden Kontrast gibt.Später bieten Callejon auch noch Blastbeat-Screamocore und Deftones-Gitarren an, der Text faltet sich parallel immer weiter auf, es geht plötzlich um Klimaangst, ödipale Spiralen, und so offensiv sich der Song mit seiner Frankenstein-Metapher als Pulp präsentiert, so ernst ist das alles auch. Man muss nicht die vollen 20 Jahre Bandgeschichte verfolgt haben, um diese Paradoxie zu schätzen. Es hilft aber zu wissen, wie es war, als Callejon Ende der 00er Jahre in den stagnierenden Metalcore knallten. Die Regeln der Szene waren klar abgesteckt, das Quintett wollte aber frei spielen. Gags zünden, ohne gleich We Butter The Bread With Butter zu sein, sich selbst thematisieren, auch mit Rap-Attitüde, Trash zitieren – auch damals schon mit Hang zum Pathos. Im vergangenen Jahrzehnt haben sie das immer wieder neu abgemischt, standen mal dem Witz (die Cover-Callejon), mal der großen Emotion (“Wir sind Angst”) näher. Ausnahmslos war die Musik aber eben immer: groß. Eternia bleibt dem treu und folgt der ausgewogenen Trademark-Pflege des Vorgängers “Metropolis”. Dass der Titelsong zur Eröffnung kurz mit Synthie-Pop in die 80er grüßt, ist eine Finte, baut aber gemeinsam mit der He-Man-Referenz eine Brücke in Sobtzicks Kindheit. Von dort blickt der Song über Breitwand-Modern-Metal in eine düstere Zukunft: “Du glaubst an die Ewigkeit/ Ich glaub nicht mal an Morgen.” Pessimismus zieht sich durch die Platte ebenso wie Orientierungslosigkeit, stets im Modus der Geisterbahn: “Sternenstaub” ist eine Thrash-Metal-Auslöschungsfantasie, die auf Star-Wars und Corona anspielt, “Hexenhaus” stiefelt durch Dark-Metal und schillernde Metaphern, “Emokeller” sammelt schlechte Gefühle und erinnert teils an eine aufgepumpte Version der düsteren 80er Ärzte. Callejon huldigen auf ihrem zehnten Album noch immer In Flames (“Loreley”), auch bei Spiritbox haben sie hingehört (“Guillotine”), Thrash und Metalcore können sie eh, zu ihrem Sound gehören aber auch Disney-Melodien, Eisregen-Brachialität und die aufgeregte Fragilität von Tokio Hotel. All das macht den Reiz dieses Abenteuerlands aus – wenn man bereit ist, den Preis dafür zu zahlen.

    weitere Platten

    Metropolis

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    Man spricht Deutsch

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