Dabei ist der im Noise geborene Progressiv-Rock, wie sie ihn selbst nennen, nicht sonderlich spektakulär, extrem, komplex oder modern. Es ist die Erhabenheit in Sound und Gestus, die “Secret Youth” zu einem majestätischen Album machen. Eine definitve Weiterentwicklung gegenüber dem ungestümen Alles-Geht-Ansatz, der den Vorgänger Providence hier und da recht unentschieden klingen ließ. Jedes Instrument ist hier größer als seine konventionellen Geschwister, jede Gitarrenfigur nimmt ihren Platz mit absoluter Selbstverständlichkeit und Logik ein, jedes Drumpattern fließt in einem jahrtausendealten Strom dahin. Der dramatische Gesang überschreitet nie die Grenze zur Theatralik und die gekonterten Grunts geben den Stücken in den entscheidenden Momenten niederschmetternde Eindringlichkeit. In dem siebenköpfigen Ensemble spielt sich niemand in den Vordergrund, exaltierte Soli sucht man vergebens. An wenigen Stellen verlassen sie ein wenig die Strenge ihrer Mid-Tempo-Hymnen, um mit Sounds und Drones Übergänge zu schaffen. Trotzdem bleibt der Fokus, eine Spannung, die keine Gitarrenwände braucht, um einen zu packen. Irgendwie schaffen Callisto einen Brückenschlag zwischen der Disziplin einer Band wie Interpol und der eruptiven Kraft Karnivools. Zusammen mit der schwer zu erklärenden Energie, die einen in ausufernden Instrumentalpassagen der im Schnitt sechsminütigen Klangkaskaden vereinnahmt, gehört “Secret Youth” schon jetzt in die Kategorie “Bloß nicht in den Top 2015 vergessen.
weitere Platten
Providence
VÖ: 27.03.2009
Noir
VÖ: 23.02.2007