Cameron Winter
Heavy Metal
Text: Philipp Kressmann | Erschienen in: VISIONS Nr. 382
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Wenn man sich die Pressetexte zu Cameron Winter durchliest, wird man irgendwann stutzig. Der Musiker hätte bereits erschütternde Erfahrungen in einem bayrischen Gefängnis gemacht, seine Erfolge als Wakeboarder würde man übersehen und sein Debütalbum soll vor allem auf Taxisitzen komponiert worden sein. Soso.
Aber das ist wohl Teil des Konzepts, denn Winter lotet die Grenzen zwischen Fiktion und Realität in einigen Stücken aus. Er singt etwa über Nausicaä und meint damit wohl die fiktive Prinzessin in einem Anime, anderswo geht es um die Gefahr von Schwermetallen, andere Songtexte driften ins Surreale ab. Doch es gibt auch aufrichtig wirkende Songs über Angst und Liebeslieder, die auf Floskeln verzichten: „I need somebody sent down from the sun that talks to me how you used to“, heißt es in “Love Takes Miles”.
Winter hat zuletzt im NME über den Einfluss von Leonard Cohen auf ihn gesprochen. Das war ausnahmsweise kein Gag: Die Melancholie von Cohens schlichter Gitarrenmusik dürfte manche Titel geprägt haben, stilistisch wie inhaltlich. Zudem erinnert Winters eigenbrötlerischer Stil manchmal an Bob Dylan, auch wenn seine nölende Stimme ganz anders klingt. Zudem atmen auch überlange Folk-Trips und Klavierballaden den Geist der 70er. Schön.
Das steckt drin: Leonard Cohen, Bob Dylan, Tom Waits