Männer? Das sind doch diese widerlichen Kreaturen aus den Chuck-Norris-Filmen. Oder deren etwas ältere Cousins bei Herbert Grönemeyer. Capitano drehen mit extravaganten Looks dämliche Männerbilder auf links und wollen damit die viel schlimmeren, unsichtbaren Masken herunterreißen. Zum Glück funktioniert “Hi!” aber auch ohne Deklarationspflicht super. In einer Pendelbewegung zwischen Glamrock und Artrock grasen Capitano den Funk-beeinflussten Hardrock der 70er ab. Den wissen sie mit subaggressiven Basslinien, polyrhythmischen Gitarre-Schlagzeug-Patterns und der schwindeligen Kopfstimme von Sänger John Who? grellbunt zu verzieren. Weil Songs wie der tanzbare Offbeat-Opener “Good Times” oder die handwerklich hochbegabte Ballade “None The Less” trotzdem schön eingängig klingen, dürften diverse Jedi-Meister des Alternative Rock hier Einfluss genommen haben. Breitwandige Orgelsounds, diverse Kinder- und Frauenchöre sowie diese gewisse Dosis Blödsinn kennen wir jedenfalls gut von Faith No More. Capitanos Songs verfügen fast durchgängig über eine zweite Brennstufe, in die das deutsche Quartett meist gut hinein- und auch wieder hinausfindet. Manchmal schießt ihr leicht explosiver Treibstoff sie aber auch über das Ziel hinaus. Etwa, wenn die Abschluss-Message in “Dive” fast unter ihren viel zu großen Lettern zusammenbricht. Geschenkt, das Leben auf Plateauschuhen war immer schon riskanter als das Mittelmaß eines Herren-Slippers. Männer, die vielseitigen Wesen.