Captain, We're Sinking
The Future Is Cancelled
Text: Florian Zandt
Denn würde man den Opener “Adultery” als Messlatte für die restliche Laufzeit ihres zweiten Albums ansetzen, würde das mit dem Siegertreppchen nichts werden. Das Songwriting wirkt uninspiriert, der Text zu gewollt kryptisch, und wo die Band musikalisch hin will, weiß sie auch nicht genau. Song für Song kämpft sich die neue Platte der Band aus Scranton/Pennsylvania dann aber doch aus dem Loch, das sie sich selbst geschaufelt hat. Strahlendes Sonnenlicht sieht man spätestens beim Song “Montreal”, der dank glockenhellem Junge-Mädchen-Duett und einem Chorus mit 100-prozentigem Sing-along-Faktor in jedem alternativen Radioprogramm weltweit gesetzt sein sollte. Dabei bewahren sich Captain, Were Sinking zwar die Kantigkeit und stellenweise auch das Musikstil-wechsel-dich-Spiel ihres Debüts “The Animals Are Out”. Sie tanzen aber eigentlich immer auf der Schneide des zweischneidigen Schwerts aus Krach und Zuckerguss – und das mit Genuss. Wenn die verzerrten Gitarren und die grenznervöse Rhythmusfraktion abheben, holt Sänger Bob Barnett sie mit Zeilen wie Goodbye kid, youre too old for this/ I cant stay forever auf den Boden zurück, bevor er sich selbst fast wieder überschlägt. Bei so viel Hingabe und Herzblut wird das mit dem Platz an der Sonne und auf dem Treppchen dann doch noch was. Fleißkärtchen für eine beeindruckend beseelte Gesangsperformance inklusive.
weitere Platten
The King Of No Man
VÖ: 23.06.2017