Denn trotz der offenbar niemals mehr abebbenden Flut aus größtenteils instrumentalem Postrockwahnsinn heben sich Carontte vom Gros ab. Zugegeben, das ist schwer. Man kann in diesem verflixten Genre eben unglaublich viel richtig und nur wenig falsch machen. Es kommt vor allem auf das Timing an. Wo setze ich Ausrufezeichen in der Laut/Leise-Dramaturgie? Wo ziehe ich das Tempo an, wo lasse ich mir Zeit? Carontte beantworten diese Fragen mit einem massiven Opus von Album, mit der typischen geringen Anzahl an Songs, sieben in einer Stunde. Darin ist viel von dem zu entdecken, was “As Grey As They Said” spannender macht als die schlichten Ergüsse anderer, sogar namhafter Vertreter der Gattung.
Einerseits ist es die Tatsache, dass die Band aus Barcelona nicht per se Gesang ausklammert. Der ist markerschütternd und holt Neurosis und Isis in die Basengruppe. Andererseits besitzen Carontte die Fähigkeit, das Wort Schönheit mit instrumentaler Hilfe in Töne zu übersetzen. Das nennt sich dann etwa “From Red Horizons” und lässt Schauer der Verzückung durchs Rückenmark fahren. Dass sich bei all der Elegie und Eleganz nie Langeweile einschleicht, liegt auch am transparenten, weiten Sound, an kleinen i-Tüpfelchen aus Math und Prog. Anstatt sich also etablierte Größen wie Red Sparowes mit ihrem unspektakulären neuen Album schön zu hören oder die aktuelle Pelican-Platte trotz aller Austauschbarkeit in den Himmel zu heben, sollte man lieber diesen Unbekannten seine Aufmerksamkeit schenken. Es lohnt sich.
Artverwandte
Isis – “Wavering Radiant”
Pelican – “City Of Echoes”
This Will Destroy You – “This Will Destroy You”