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    Carpark North
    Lost

    VÖ: 17.09.2010 | Label: Sony/Sony
    Text: Oliver Uschmann
    8 / 12

    „Es geht darum, sich selbst in der Musik zu verlieren“, kommentiert Sänger Lau Hojen das Schaffen seiner Band. Freunden wuchtiger Hymnen dürfte das gelingen.

    Alle anderen werden ihre Probleme haben mit der Breitwand-Inszenierung dieses Elektrorocks, die Song für Song dazu geeignet ist, dramatisch arrangierte Filmtrailer zu untermalen. Den Liebeskummer-Trailer. Den Weltrettungs-Trailer. Den Trailer zum großen Wiedersehen.

    Carpark North verlieren sich eben nicht in ihrer Musik, das tun endlos ausufernde Postrocker oder improvisierende Free-Jazz-Hysteriker. Carpark North bauen ihre Musik nach allen Regeln der Kunst und mit handwerklich höchster Kompetenz zusammen. So wie ein Drehbuch in Hollywood über Exposition, Auslöser und falsche Fährte unweigerlich auf seinen (vorhersehbaren) Höhepunkt zusteuert, steuern diese elf Songs unweigerlich auf den Augenblick zu, in dem der große, weltumspannende Refrain einsetzt.

    Das klingt belanglos und glatt, wenn dieser wie in der Single Just Human zu vordergründig fürs Radio gestriegelt wurde. Das klingt aber auch überwältigend und toll, wenn Leave My Place interessante Rhythmik mit kraftvollem Herzschmerz verbindet oder Shall We Be Grateful schamlos in die synthetischen 80er aufbricht. Das klingt charmant, wenn More mit alten Arcade-Videogame-Sounds arbeitet und der Synthesizer ein Solo spielt, das in anderen Bands vom Saxofon übernommen worden wäre, sich hier aber wie ein Endgegner-Score aus Commodore-Tagen anhört. Nach hinten raus ist man entwaffnet, hört Cancer und lässt sich vom Pathos tragen und treiben.

    Bescheidene und brüchige Bands gibt es viele. Wer das Gegenteil sucht, hat es hiermit gefunden.

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    All Things To All People

    VÖ: 13.01.2006