Schon der mit einer ordentlichen Portion Pathos angestrichene Opener “Von Bedeutung” macht mit sonnigem Pop-Punk-Sound und pseudo-dramatischem Text klar, wohin die Reise auf Fragment geht. Wenn Frontmann Flo mit Bill-Kaulitz-Gedächtnisstimme Wir hören diese Lieder schon unser halbes Leben lang bekräftigt, sind hier vor allem die Donots und Die Toten Hosen gemeint. Wo der Markt ohnehin seit Jahren mit C-Klasse-Nachahmern überflutet wird, fügt das Quartett aus Füssen nun noch eine weitere Ladung austauschbar geschrammelter Riffs und hüpfender Melodien über Teenage Angst und Gesellschaftskritik hinzu. Dabei hätten die mutigeren Songwriting-Einschübe durchaus das Zeug zu einem spannenden Trademark-Sound. Insbesondere “Gut Genug”, das mit seinen atmosphärischen Riffs und elektronischen Beats Assoziationen zur jüngsten Platte der Blackout Problems weckt, lässt aufhorchen. Aber selbst wenn “Geschichten” von einem mitreißenden Marathonmann-Schlagzeug angetrieben wird oder die Strophen von “Novo” in einer dicken Schicht Hall baden, verlassen Casino Blackout nie ihren belanglosen Trott. Stattdessen schmücken die Bayern viel zu oft pathetische Zeilen wie Alles ist perfekt, solange wir nicht alleine sind mit einer großen Portion Bombast aus. Mit dem Label von Die-Toten-Hosen-Schlagzeuger Vom Ritchie haben die Musiker immerhin ein Zuhause gefunden, wo unironische Songtitel wie “Nietenjacke” auch 2019 noch Gehör finden.
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Hinterhof Poesie
VÖ: 22.04.2022