Wer sich schon länger ein neues Rap-Album von Casper wünscht, wird endlich erhört. Und das auch noch mit dem lange gerüchteten Gemeinschaftsalbum mit Marteria. Beide gehören zu den profiliertesten deutschen Textern, beide scheuen sich nicht davor, sich klar zu positionieren. Auf “1982” gehen die beiden aber den Weg des geringsten Widerstands. “1982” feiert vor allem Hip-Hop, die dazugehörige Selbstüberhöhung und -vergewisserung liefert da etwa die erste Single “Champion Sound”. Dabei sind die beiden Rapper hierzulande längst so überlebensgroß, dass sie das gar nicht nötig hätten. Stattdessen hätten sie mehr so gute Geschichten erzählen können wie in “Omega”, “Willkommen in der Vorstadt” und vor allem im Opener “1982 (Als obs gestern war)”. Darin arbeiten die beiden ihre Sozialisation in der deutschen Provinz auf, die Schwierigkeiten, die der eine hatte, als 11-Jähriger von Atlanta nach Bielefeld ziehen zu müssen, während der andere im Nach-Wende-Rostock schon allein mit seinem Namen aneckte. Das ist gut getextet und gerappt, offenbart aber auch, dass Marteria und Casper nicht ins Studio gegangen sind, um sich gegenseitig die Bälle zuzuspielen. Nie teilen sich die beiden eine Strophe Zeile für Zeile, dabei hätte gerade darin ein besonderer Reiz des Projekts bestehen können. Oder eben darin, all die Reizthemen der letzten Zeit, die für Deutschrap in der Kontroverse um den Echo kulminierten, zu thematisieren. Beide Möglichkeiten lassen Casper und Marteria ungenutzt, gehen stattdessen auf Nummer sicher. Das reicht für ein gutes, aber kein sehr gutes Album.
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