Auch “Waking Season” verbleibt natürlich im Postrock-Schema zwischen weit ausholender Dynamik, melancholischer Melodieseligkeit und punktueller Brachial-Gewalt. Ein verlässlicher Projektor, der einem die immer gleichen, epischen Bilder auf die Leinwand im Kopf wirft – Cineastenmusik eben. Und doch sind es erneut die Feinjustierungen, die die zum Sextett gewachsene Truppe vom Genrebrei abheben. Allen voran die von Produzent Matt Bayles (Mastodon, Mono) vorgenommenen: Dessen professioneller Input bricht mit einigen liebgewonnen Konventionen, was dem Caspian-Sound wirklich gut tut. Das zentrale Stück “Gone In Bloom And Blough” verdeutlicht die Erfrischung wohl am besten und legt außerdem den Schluss nahe, dass Caspian im letzten Jahr sehr genau bei Mogwais “Hardcore Will Never Die, But You Will” hingehört haben. Synthie-Schleifen, scheppernde Drums und Vocoder-Untermalung schwingen sich nach und nach so artistisch übereinander wie die Popov-Zwillinge vom Zirkus Roncalli. Das ist ähnlich stark wie die Stil-Opas aus Glasgow. Die feingeistigen Elemente wirken insgesamt konzentrierter denn je auf “Waking Season”, dafür stellt sich “Fire Made Flesh” am Ende noch einmal richtig quer und kracht in bester 65daysofstatic-Manier ins Finale seiner acht Minuten. Die Aufregung um neue Vocal-Elemente war es also gar nicht wert. Caspian wirken reifer, abwechslungsreicher und präsentieren ihr vielleicht bestes Album bisher. Dem Postrock geht es gut.
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