Cassels
Epithet
“Epithet” ist nicht nur musikalisch aufregend, weil Loz und Jim Beck sich an Schlagzeug und Gitarre förmlich überschlagen und gleichzeitig Indie, Punk und Noise sein wollen. Das Zuhören lohnt sich aber auch auf anderer Ebene, da Jim Beck mit herrlichem britischen Akzent Zeilen zum Zustand seiner Generation, dem Vereinigten Königreich und seinen Bewohnern darüberlegt. Es sei ihm wichtig, Texte zu schreiben, die auch ohne die Musik bestehen können, sagt er. Wenn er etwa in Coup so charmante Sätze singt wie “To be honest, I’d rather play ‘Call Of Duty’ or something/ Turn off the news and illegally stream/ The latest blockbuster hit can’t-miss-this television series” und damit die unpolitische Attitüde junger Menschen im Vorfeld der Brexit-Wahl kommentiert, merkt man, dass ihm das ganz gut gelingt. “I wish I’d paid more attention in history/ Because I’ve got the distinct feeling everything seems to be repeating itself”, legt er nach. “Epithet” ist aufgedreht und abgedreht, klug und unterhaltsam, kurzweilig und doch so anspruchsvoll komponiert, dass man nach zwei Hördurchgängen längst nicht alles verstanden hat – für den The Streets meets At The Drive-In-artigen Schlussteil des Heimatstadt-Rants Where “Baseball Was Invented” etwa braucht man eher vier oder fünf Mal, bis man alle Feinheiten aufgenommen hat. Cassels legen ein aufregendes und virtuoses Album vor, das man trotz seines unscheinbaren Covers und des komisch klingenden Titels nicht verpassen sollte.