Auf nieselschaurig britische Klänge reagiert Mitteleuropa nur heiß oder kalt – She loves me, yeah yeah yeah” oder She hates me, no no no” eben. Speziell bei einem Quartett aus dem verpilzkopften Liverpool. Seit ihrem 95er Debut All Change”, auf dessen Cover sie karrierebewußt Statuensockel besetzten, stehen Cast nun hoch im Kurs und auf der Zeittafel Richtung Kontinent. Verläßt man die breite Fahrrinne Britpop, um unterhalb Normalnull zu suchen, taucht der Bandname auf. Cast bietet mehrere Optionen: Wurf, Gußform, Gipsverband, Ensemble, Eigenart, Schattierung oder Charakter. Hier ists vielleicht am ehesten eigenartige Gußform, denn neben der zwischen Liam Gallagher, Paul McCartney und Brett Anderson schwingenden Stimme John Powers paßt ihr Nachfolger gut in die traditionelle Merseybeat-Teekanne mit dem Wasser klassischen Songwritings. Ihr Aufgußbeutel ist mit harmoniereichem Gitarrenpop etikettiert, dessen Ziehdauer der Kenner John Leckie auf beruhigende vier Minuten gemischt hat. Das Aroma von Mother Nature Calls” entfaltet sich so nachdenklicher, wirkt aber fader, und etwas zuviel Zucker verwirft den guten Nachgeschmack. Ob sie auf dem Festland einmal als Charakter durchgehen, hängt zuerst von der Empfangsfreudigkeit der hier wohnenden Briten ab, wenn Cast demnächst die größten Medienstädte und einige Festivals betouren.