Cat Power
Cat Power Sings Dylan: The 1966 Royal Albert Hall Concert
“Judas!”, ruft der Typ. “Jesus!”, pariert die Sängerin. Gute Antwort, aber Cat Power hat es auch einfacher als Bob Dylan. Sie weiß, was kommt, als “Ballad Of A Thin Man” auf der Setlist steht.
Am 17. Mai 1966 spielt Dylan in Manchester eine geteilte Show, der erste Teil Folk, der zweite elektrifiziert, was den Traditionalisten im Publikum nicht gefällt. Der Abend gilt als Wendepunkt der Rockgeschichte, als Geburtsstunde des Folkrock, die versehentlich von Manchester nach London verlegt wird – jemand hat das Band falsch beschriftet.
Cat Powers Idee, diesen Moment nachzuspielen, ist großartig: Rockgeschichte statt Retromanie. Dass sie sich auf Interpretationen von Songs anderer versteht, hat sie zuletzt 2022 mit “Covers” bewiesen. Die ersten sieben Songs sind die akustische Seite, ihr “Mr. Tambourine Man” ist fantastisch. Dann, mit “Tell Me, Momma”, kommt die Band. Das Publikum johlt, es weiß, was nun kommt.
57 Jahre sind vergangen, seit dieser Teil zur Ablehnung führte. Es ist interessant, sich vor Augen zu halten, was seitdem passiert ist, wie sich Pop und Rock verändert haben. “Like A Rolling Stone” beschließt das Set, bis heute der Song, der das, was Rock’n’Roll repräsentiert, am besten zusammenfasst: “How does it feel, to be without a home, like a complete unknown, like a rolling stone.” Dylan hat eine Ahnung. Cat Power sowieso. Und jeder im Publikum auch, 1966 in Manchester – und Ende 2022 in London.
Das steckt drin: The Byrds, Bob Dylan, Weyes Blood
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