Was “Firn” unter keinen Umständen frühzeitig diskreditieren soll, aber gerade bei allen positiven Aspekten schade ist. Entgegen der simpel gedachten Dynamiken, mit denen Post-Rock-Bands sonst gerne auftrumpfen, arbeiten die drei Gitarristen des Sextetts gerne dezentral an den dadurch ungemein vielschichtigen Songs, in denen Eruptionen immer irgendwie zu passieren scheinen, und nicht wie üblich die Ultima Ratio eines ausgelatschten Schema F sind. Wie “Madera Sagrada” etwa in der Mitte einfach kollabiert und aus der Implosion eine Vielfalt an ebenso lockenden wie desolaten Gitarrenfiguren gebiert, bringt sicher einen obligatorischen Hang zur Dramatik mit sich, paart ihn jedoch mit einer beeindruckenden Beiläufigkeit. Ähnlich markant ist der unheilverkündende Start des grimmigen “Vis-à-Vis”, mit dem Cataya jedoch nicht nur ihr Faible für Post-Metal, sondern auch eine Schwäche ihres zweiten Albums offenbaren. Bei aller berechtigten Verweigerung der üblichen Post-Trickkiste hätte es etwas mehr Vision gebraucht, um die vier bereits der Länge nach recht homogenen Songs voneinander abzugrenzen. Wenn sich so nach einem beeindruckenden Start die Gitarren abermals aufdröseln, um irgendwo im Hallraum ein paar Volten zu vollführen, lässt das die Zuhörer fahrlässig unbeaufsichtigt zurück – es ist nicht garantiert, dass beim beeindruckenden Doom-Finale des Tracks noch alle auf ihren Plätzen sitzen. Was “Firn” fehlt, ist der Wille, seinem Publikum wirklich weh zu tun, unbequem zu sein, Herausforderungen nicht auf den Sound zu limitieren.
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Sukzession
VÖ: 06.11.2015