Nach knapp anderthalb Jahrzehnten auf dem Avantgarde-Label Denovali wechseln Celeste zur Metal-Institution Nuclear Blast. Dass sich bei den Franzosen so manches getan hat, ist auch ihrem neusten Album anzuhören. Eine Bestandsaufnahme zeigt: weniger Blast-Beats, mehr Kreischgesang, weniger dissonantes Riffing, mehr sphärische Leads vor gewaltigen Post-Metal-Wänden. Wo die Albumvorgänger noch mit der Illusion spielten, insgeheim ein einzelnes Songmonstrum zu sein, setzt der Nachfolger deutlichere Grenzen, lässt eine Single wie “De Tes Yeux Bleus Perlés” etwa erkennbar für sich stehen. Parallel dämmen Celeste die maßlose Brutalität ihrer Songtexte durch kurze Momente der Schönheit ein wie im abschließenden “Le Coeur Noir Charbon”, in dem die Maschinerie der Gewalt eindrucksvoll vor einer fragilen Frauenstimme kapituliert. Ein einfaches Hörerlebnis sollte man sich von “Assassine(s)” trotzdem nicht erwarten, dafür sorgt neben dem gleichförmigen Tempo der Songs auch Johan Girardeaus fantastisches Peiniger-Geschrei, das zuverlässig jeden wunden Punkt findet und blutig kratzt. Im günstigsten Fall darf man sich von Celestes jüngster LP so eine Grundsanierung der eigenen Innenwelt, im ungünstigsten eine Panikattacke erwarten. Weniger Radikalität ist bei dieser Band einfach keine Option.
weitere Platten
Infidèle(s)
VÖ: 29.09.2017
Animale(s)
VÖ: 22.11.2013
Morte(s) Nee(s)
VÖ: 28.05.2010
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VÖ: 01.06.2009
Nihiliste(s)
VÖ: 09.02.2008
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