Mal passiert das zu wilden Beats wie in “This Is Chai”, mal zum breit lächelnden Pop von “Im Me” und mal, wie in “Family Member”, ganz relaxt, aber immer erinnert “Punk” daran, warum das Internet vor anderthalb Jahren so verzückt von “Pink” war: Chai sind die beste Art von süß. Die vier Japanerinnen nennen ihre Attitüde selbst neo-kawaii und wollen damit dem glatten Kindchenschema-Standard zuhause etwas entgegensetzen. Ihre Songs handeln von Cheerleaderinnen, Körperbehaarung und Selbstliebe, und sie klingen wie die Erdbeermilch-Version von allen Superheldinnen der 90er: So akrobatisch wie Le Tigre, so lässig wie Cibo Matto, so cool wie Juliana Hatfield, aber immer mit ganz viel Zucker drüber. Ihre Konzerte bestreiten die Musikerinnen passend in Pink und punkgemäßen Künstlerinnennamen; die Identitäten von Mana, Kana, Yuki und Yuna sollen hinter der Botschaft zurücktreten, dass supersüß nicht nur die sein können, denen die Gesellschaft es offiziell erlaubt – und dass der Kapitalismus manchmal ganz schönen Unfug erzählt. Do you do housework?, fragt Mana etwa. Its a great job! – und lacht sich dann kaputt. Das kann man zu simpel finden oder großartig, aber aus dem Kopf bekommt man Ohrwürmer wie “Future” in jedem Fall nicht so schnell, selbst wenn man nur den englischen Teil des Texts versteht: Yes!/ We dont stop!/ So nothing is stopping me!/ We have dreams!/ We have a lot of friends! Wer da nicht direkt eine Schildermal-Session mit Glitzer und alkoholfreien Schirmchen-Cocktails für die nächste Demo einberuft, glaubt an gar nichts mehr.