Denn früher brauchte es noch ein Charisma auf zwei Beinen wie Bono, einen politischen Konflikt wie den in Nordirland im Hintergrund sowie einen Song mit Sendungsbewusstsein, damit ein Sunday Bloody Sunday zu dem Single-Erfolg werden konnte, der er war. Okay, böser Vergleich, ungerecht, altklug und zynisch. Aber auch ein wenig richtig. Denn wie Chairlift demonstrieren, reicht 2009 knapp eine Handvoll Melodie-Ideen, die reichlich naiv auf Albumlänge aufgeblasen werden, die wohlwollende Integration in Apples nächsten Marketing-Coup und ein wenig alternativer Anstrich in den Medienkanälen, um das harmlose Liedchen Bruises und die anhängende Platte zum Erfolg hochzuspekulieren. Schon, dass mir die Kategorie für dieses 80er-Elektro-Design-Geplucker (Goldfrapp meets Kraftwerk) im Player als Alternative & Punk angezeigt wird, lässt mich kurz schaudern. Hier läuft generell etwas ganz, ganz falsch. Dazu räkeln sich die Protagonisten auf YouTube lustlos in einem Haufen Videobänder. Der erste Kommentar lautet This Video is Fr3sh. Jugend, aufwachen! Hier ist nichts fresh! Zwar nimmt das Album ziemlich genau ab der Hälfte an Fahrt auf, was die Songzutaten in Hinblick auf Sampling und Atmosphäre angeht, aber bis dahin muss man sich durch schlicht zu viel mediokren Quatsch und Niedlichkeitslyrik quälen. Wer das aushält, braucht auch den neuen iPod, dieses Wahrzeichen des gepflegten Mittelmaßes. Wünsche ein bisschen Spaß.