Chastity Belt
Live Laugh Love
“Live Love Laugh” – ein Inspirationsspruch, so abgenutzt, dass selbst die Witze über entsprechende Wandtattoos in Wohnungen von Frauen, die Yoga machen und „Eat Pray Love“ lieben, zum Klischee geronnen sind. Und ein Titel, der fast wie ein ironischer Kommentar zum Grundgefühl des fünften Chastity-Belt-Albums wirkt.
Früher alberte die an der Uni gegründete Band aus dem US-Staat Washington über Partys, Nippelblitzer oder das Aufwachen als Riesen-Vagina. Längst ist die Stimmung grüblerischer, introspektiver. Oft scheinen die Emotionen unter einer Käseglocke zu stecken. „What’s the point of anything if I always feel the same“, heißt es in “It’s Cool”. Doch macht vor allem der Ton die Musik: Der Indierock von Chastity Belt mit seinen melancholisch gedengelten Gitarrenläufen und Anflügen von Shoegaze-Flächen mäandert im mittleren Tempo vor sich hin und kennt nur dezentes Auf und Ab. Dazu der zurückgenommene bis lethargische Gesang, den sich diesmal alle vier Bandmitglieder teilen und der eine Zeile wie „Man, it feels good to be alive“ untergräbt.
“Live Love Laugh” ist kein Schnarchfest. Es gibt solide Songs und sanfte Steigerungen, am interessantesten vermutlich in “Tethered”, dessen fuzzige Dreampop-Wellen von einer widerspenstigen Lead-Gitarre durchschnitten werden. Doch so richtig kommen Chastity Belt nicht aus dem Quark. Nächstes Mal vielleicht mehr leben, lieben, lachen?
Das steckt drin: Courtney Barnett, Pavement, Warpaint
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