So langsam wird es einsam um die Chemical Brothers: The Prodigy stehen vor einer ungewissen Zukunft, Fatboy Slim tritt nur sporadisch als DJ auf, Junkie XL ist nach Hollywood ausgewandert. Tom Rowlands und Ed Simons reagieren darauf, indem sie an ihren Anfang zurückgehen: Im Studio haben sie für ihr neuntes Album die Geräte aufgebaut, mit denen sie bereits ihr genredefinierendes Debüt produzierten. Wären sie keine Wegbereiter des Big Beat, man könnte “No Geography” als Versuch auffassen, kleinere Brötchen zu backen. Zuletzt musste bei ihnen alles größer sein und durch Gäste kompensiert werden, dass sie nicht gut tanzen können. So waren etwa auf “Born In The Echoes” Beck, Q-Tip und St. Vincent zu hören. In dieser Hinsicht ist “No Geography” sparsamer: Den Gesang übernimmt die Norwegerin Aurora, die den Songs Unterkühltheit à la Røyksopp verleiht. Tatsächlich gelingt es den Chemical Brothers, durch die neue alte Produktionsweise Ballast abzuwerfen. Der Kuhglocken-Funk des Openers “Eve Of Destruction” wirbelt den Staub auf, der sich auf den Geräten abgesetzt hatte, “Mad As Hell” schmatzt so schön schmutzig, als hätten sich die beiden gerade einen Smiley unter die Zunge gelegt. Auch “Weve Got To Try”, das wahlweise als Soundtrack für die Fridays For Future oder Durchhalteparole für Brexit-Gegner taugt, setzt auf oszillierende Basslines. Er verbindet sie aber mit einer Feingliedrigkeit, die zuletzt unter dem Panzer auf dem Cover begraben war, den sich The Chemical Brothers bei Godley & Creme ausgeliehen haben.
weitere Platten
For That Beautiful Feeling
VÖ: 08.09.2023
Born In The Echoes
VÖ: 17.07.2015
Further
VÖ: 11.06.2010
We Are The Night
VÖ: 22.06.2007
Push The Button
VÖ: 24.01.2005
Singles 94-03
VÖ: 22.09.2003
Come With Us
VÖ: 28.01.2002
Surrender
VÖ: 21.06.1999
Exit Planet Dust
VÖ: 26.06.1995
Dig Your Own Hole
VÖ: 01.01.1900