Cherry Glazerr
I Don't Want You Anymore
“I don’t want you anymore” ist kein Satz, der aus Clementine Creevys aka Cherry Glazerrs Mund kommt, sondern einer, den sie selbst zu hören bekommen hat, nach dem Motto: tschüss, ciao, arrivederci. Das Klischeehafte an der Abfuhr hat sie ganz besonders geärgert, weshalb sie nun ein Album vom Stapel lässt, das seinerseits die Klischees bis elf aufdreht.
Praktisch alle Songs auf der LP vergleichen die Liebe mit einer Drogensucht, einem Todeswunsch oder einem anderen ungesunden Verlangen, in das man sich trotzdem stürzt wie nachts von einer Klippe. Cherry Glazerr setzen ganz auf das Teenagerhaft-Glamouröse solcher Empfindungen, und passend dazu sind auch die Songs in eine glänzende Glasur gewandet.
“Gefährlich und verführerisch”, soll das klingen, sagt die Sängerin im Interview, und wenn man “I Don’t Want You Anymore” schön laut aufdreht, stellt sich tatsächlich mindestens eins dieser Gefühle ein. Musikalisch ist das abwechslungsreich wie nie. Neben grungy E-Gitarren und popaffinen Melodien, die zusammen mit Creevys dünner Stimme das Markenzeichen von Cherry Glazerr sind, gibt es kleine Electro-Sprenkel, ein kurzes Jazz-Motiv in “Golden” und eine Streicher-Coda in “Touched Me With Your Chaos”. Herzschmerz in Cinemascope quasi, bei der Cherry Glazerr zur Kinobesucherin ihres eigenen Lebens wird und dadurch den nötigen Abstand gewinnt.
Das steckt drin: Charlie Bliss, Bully, Japanese Breakfast
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Stuffed & Ready
VÖ: 01.02.2019