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    Cherry Poppin’ Daddies
    Soul Caddy

    VÖ: 30.10.2000 | Label: Motor Music/Universal
    8 / 12

    4-Ohren-Test

    Gleich vorweg: Ich habe nach dem ersten Durchlauf von „Soul Caddy“ auch nicht sofort nach dem Cocktail-Shaker gegriffen, und die Unterstellung, dass die Cherry Poppin’ Daddies wohl gemerkt haben, dass man zu Neo-Swing hierzulande nur einen Sommer tanzte und sich flugs auf besagte musikalische Vielfältigkeit besonnen wurde, ist wahrscheinlich völlig richtig. Trotzdem ist „Soul Caddy“ nicht durch und durch indiskutabel: die drei wie gewohnt hervorragend arrangierten Swing-Nummern „Swingin’ With Tiger Woods (The Big Swing)“, „So Long Toots“ und „Uncle Ray“ funktionieren einwandfrei, „Diamond Light Boogie“ geht ebenfalls vollkommen okay, „My Mistake“ groovt sehr, sehr cool und es würde mich eigentlich wundern, wenn zumindest den Album-abschließenden Schmachtfetzen „Saddest Thing I Know“ nicht auch Herr Bauckhorn mögen würde. Ansonsten gibt’s mal mehr, mal weniger flott swingenden Pop („Stay, Don’t Just Stay“, „Grand Mall“), der mir garantiert Spaß machen würde, wenn ich mit überdimensionaler Sonnenbrille auf der Nase im Cabrio an einer amerikanischen Strandpromenade entlangcruisen könnte – aber auch nur dann. Bei „God Is A Spider“, „Irish Whiskey“ und dem echt ekelhaften „Bleeding Ceremony“ verlängert sich das Gesicht allerdings wirklich um das Dreifache – sowas bitte nie wieder machen, Daddies.

    8

    Auf dieser Party schließe ich mich im Klo ein: Entgegen aller Tendenz zu musikalischer Vielfalt haben die Cherry Poppin’ Daddies ein fürchterliches Album eingespielt. Auf dem vergnüglichen Spiel mit verschiedenen Genres hat das Oktett aus Oregon ein bauernschlaues Modell aufgebaut, das gefräßig und nervenzerrend versucht, von jedem, aber auch wirklich jedem Kuchen, sei er auch noch so altbacken, ein Stück abzubeißen. Ein reines Neo-Swing-Album wie die Compilation „Zoot Suit Riot“ war eine amüsante und unterhaltsame Angelegenheit, „Soul Caddy“ ist es definitiv nicht. Musikalische Identität geht anders als diese laue, klinisch-flachproduzierte Brühe. Zwischen anfänglich noch amüsanten Plündereien bei T.Rex („Diamond Light Boogie“), okayen Swingnummern – denen der ölige Charme der Stimme auch wirklich gut steht – und viel zu glatten Ska-Anleihen finden sich erschreckende Tendenzen von 80er Jahre WDR2-Rock („Bleeding Ceremony“) bis hin zu der mehr als peinlichen Bad Religion-Kopie in „Irish Whiskey“, bei der mir der Drink im Halse stecken bleibt. Bei „My Mistake“ müssen dann die Red Hot Chili Peppers dran glauben, irgendwo sind’s auch Huey Lewis & The News und so weiter und so fort, das alles mit so wenig Charme und Feuer dargeboten, dass ich wirklich mittlerweile sehnsüchtig das neue Rocket From The Crypt-Album erwarte. Die wussten mal, wie sowas richtig gemacht wird.

    Jan Bauckhorn 3

    weitere Platten

    Zoot Suit Riot

    VÖ: 01.01.1998