Cherubs genießen gerade ihren zweiten Frühling. In ihrer ersten, drei Jahre andauernden Phase bis 1994 etablierten und zelebrierten Cherubs einen Sound der Gegenkultur: Noiserock. Auf das Ausnahme-Label American Reptile schafften sie es zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht, fristeten eine kaum bemerkte Existenz, während Barkmarket, Unsane, Helmet und Jesus Lizard mit einem ähnlichen Sound wesentlich populärer wurden. Zwei Jahrzehnte dauerte es anschließend, bis sich das Trio aus Texas wiedervereinte, ein weiteres Jahr bis 2015 das dritte Album “2 Ynfynyty” erschien. Von Brutal Panda zieht die Band jetzt weiter zu den durchaus Noise-affinen Relapse. Mit Erik Wofford (Explosions In The Sky, The Black Angels) haben sie “Immaculada High” aufgenommen. Die Politur hat er dabei mutwillig vergessen. Die zwei chaotischen, kurzen Songs zu Anfang – “Turista” und “18 The Number” – lassen zunächst glauben, man hätte sich in ein Album von Lightning Bolt verirrt. “Sooey Pig” entfaltet dann endlich eine Melodie – und diesmal klingt die schrille Stimme von Kevin Whitley nicht ganz so schlimm schrill, sonst sägt der Sänger recht gerne an den Nerven. Kann man das ab, dann ist die Platte für Noiserock-Nostalgiker und -Traditionalisten eine Fundgrube. Dicke, walzende Riffs, chaotisches Schlagzeug, ein brummender Bass, satte Feedbacks, undurchdringliche Dreckschichten, brummende Verstärker: Es ist alles da, was man an Noiserock liebt – oder eben hasst. Das mechanisch treibende “Cry Real Wolves” klingt gar wie ein übersteuerter Post-Punk-Hit.