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    Chikan
    Cops And Crooks In Your Head

    VÖ: 26.05.2006 | Label: Circle Around A Circle/Alive
    Text:
    8 / 12

    Da kommt einer zu spät um die Ecke. Was für den Herbst prädestiniert scheint, erblickt das Licht des Frühjahres. Da will man den Wettergott doch um Regen bitten.

    Befragt man das Internet nach “Chikan”, bleibt man mit mancher Definition verwundert zurück. Sittenstrolch, Perverser? Sexuelle Grapsch-Übergriffe in japanischen U-Bahnen? Das hat so gar nichts mit Petter Söderbergs (Amical) Solo-Debütalbum zu tun. Das definiert sich eher durch eines: Vielfalt, streckenweise melancholisch. Da hat einer viel Musik in sich aufgesogen, viele Ideen gesammelt und möchte sie jetzt loswerden. Die Bandbreite? Hin und zurück durchs Indie-Kontinuum. Als Schutzpatron der Reise schimmert Conor Oberst durch den Horizont und mit David Lehnberg (Ariel Kill Him) hat man den richtigen Beifahrer hinter den Reglern. “Baseball Bat Persuasive” klingt trotz des dezent eingesetzten Glockenspiel wie die neurotisch angeschlagene Version der All-American Rejects; “Transantlantic” wurde auf eine Soundtrack-Elektro-Ebene aufgelegt, es biept und pluckert in jeder Sekunde und hat mehr den Charakter eines nächtlichen Großstadt-Hörspiels denn eines fertigen Songs. Skizzen und Schemen. Daneben die geradlinig ins Radio drängenden Nummern: “Transformer” holt spätestens beim Chorus die Sonne hinter jeder Wolke hervor, “A Whisper, A Blister” versucht sich daran, den Kollegen von White Birch und Sigur Rós in Sachen Langsamkeit und Stille Konkurrenz zu machen, bis sich der Song dazu entschließt in die akustischen Fußstapfen eines Lou Barlows zu treten. Vielleicht sollte das Lexikon um ein Homonym erweitert werden: Schön verschrobener Individualistenpop für die nebelbedeckten Tage des Lebens.