Sollte die Geschichtsschreibung in ferner Zukunft auf die britische Musikszene zu Beginn des 21. Jahrhunderts zurückblicken, wird sie lakonisch feststellen: Der Moment, in dem Chikinki einen Plattenvertrag bekamen, war auch der Moment, in dem die rockmusikalische Nachfrage wieder vom Angebot überholt wurde. Das Debütalbum der Band aus Bristol war topmoderner Tanzrock mit Gitarren und schönen Frisuren; ihren Majorlabel-Deal waren Chikinki trotzdem schon wieder los, bevor es die Platte überhaupt nach Resteuropa schaffte. “Brace, Brace” ist nun die logische Reaktion einer Band, die zurück ist auf dem Boden der Tatsachen: ein Ausloten der verbliebenen Optionen, eine Umorientierung im Rahmen der eigenen, leider beschränkten Möglichkeiten. Diese Platte passt in keine Schublade mehr, das muss man ihr schon lassen. Sie stellt discofertige New-Wave-Stücke neben einen rabiaten, traurig benannten Metzgerlehrling wie “Lies All Over My Eyes”. Sie hat das Streichorchester für die unvermeidliche Ballade gerade erst aus der Tür gebeten, wenn sie ihre Songs schon wieder mit elektronischen Verdünnungsmitteln behandelt. Chikinki finden keine neue Richtung in dieser planlosen Zettelwirtschaft, die mit jedem Song unübersichtlicher wird. Als Band, die sich lustig in den eigenen Ideen verheddern kann, funktionieren sie allerdings auch nicht – dafür sind sie einfach nicht gut genug.
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