Schauspielernde Rapper ins Nebenzimmer, unsere Helden sind Serienautoren. Die rappen. Und schauspielern.
Also Donald Glover. Preisgekrönter Schreiber hinter “30 Rock” (und dabei Erfinder des legendären “Werewolf Bar Mitzvah”-Songs), Darsteller des Obernerds Troy Barnes in Community, sondereingeladener Durchs-Bild-Läufer im neuen Muppets-Film. Und eben: Rapper. Einer von den modernen, die sich über alles und sich selbst lustig machen und dabei den Ernst unangenehm ausreizen statt die nächstbeste Punchline zu highfiven. “Take my hand, youll like it/ You dont even have to call/ Yes, Ive had some alcohol, Im sorry.” So funktionieren die Serien, so funktioniert Camp, das erste greifbare Album von Glovers Rap-Hauptrolle Childish Gambino nach mehreren virtuellen, und das bislang beste, weil es schlauen Spaß macht, an dem sich trotzdem alle stoßen. Childish hat die fies nöligen Raps, über die sich seine Freunde von Odd Future freuen, und die zuckerkäsigen Refrains, weil es sich lohnen könnte, der hübscheste der neuen HipHopper zu sein. Drake, da ginge was. Ein Elektro-Club-Liebeshit wie “Heartbeat” hätte mit seinem Klavier und Geknarze und den gesungenen Parts mitten im Satz intolerantere Zeiten gestört, jetzt muss er zwischen Indie-Anspielungen (“I keep it wrapped until I meet the right one/ Cause I aint Mumford, I aint tryin to have sons”) und der entschnörkelt bouncenden Single Bonfire einfach nur sein. Sehr gut.
9/12 – Britta Helm
Gehts noch schlimmer? Mit Blick auf Mario Barth AKA Tha Prickly Comedian – ja, mit absoluter Sicherheit!
Besser macht das die HipHop-Ausflüge von Schauspieler, Comedian und (Gag-)Schreiber Donald Glover leider nicht, der seit fast zehn Jahren auch als DJ, Produzent und Rapper aktiv ist. “Camp” ist nun so etwas wie sein erstes richtiges Album und genau so indie, hip und gut aussehend wie er selbst. Zur Namensfindung nutzte Glover den Online-Wu-Tang-Name-Generator (unter recordstore.com/wuname); anschließend dengelte er Beats mit Blech-Drums, Elektro-Elementen und Handclaps zusammen, legte schlimme Gospel-Chöre und die fertigen Streicher im Dreierpack drüber. Die Chöre übertreiben es schon im Opener “Outside”, und auch Glover trägt gleich dick auf: “I used to dream every night, now I never dream at all/ Im hopin that its cause Im livin everything I want.” Wenn Glover aus seinem Leben erzählt, tut er das durchaus ansehnlich und mit Flow, doch mit humorvollen und -losen Zweizeilern und semi-aggressiven Raps wie in “Bonfire” kriecht er zwischen Indie- und Rap-Stühlen umher. Und mit all den schrecklichen RnB-/Pop-Refrains, die einen Höhepunkt in “All The Shine” haben, setzt er sich kräftig in die Nesseln. Gehts noch schlimmer? Ja. Mit Kirmes-Techno trifft Culcha Candela in “Heartbeat”. Das schmierige “Kids (Keep Up)” klingt wie der Soundtrack zu einer fiesen Foto-Love-Story. Schlimmer gehts kaum.
4/12 – Matthias Möde AKA Action-Packed Mentallist
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Because The Internet
VÖ: 10.12.2013