Chilly Gonzales
Gonzo
Text: Arne Lehrke | Erschienen in: VISIONS Nr. 379
Der Grammy-Preisträger ist manchen für seine Klavierkompositionen bekannt, anderen eher für Auftritte in einschlägigen öffentlich-rechtlichen Musikformaten, in denen der Wahlkölner Musik erklärt, als kenne nur er die absolute Wahrheit.
13 Jahre nach dem Orchester-Rap-Album “The Unspeakable Chilly Gonzales” beglückt oder irritiert er – je nach Perspektive – erneut mit einem englischsprachigen HipHop-Album in Form von “Gonzo”. Dafür reiht er etwa zu Bongos Punchlines aneinander, die die Welt zwar nicht braucht, die sie aber zumindest auch noch nie gehört hat. Oder er nimmt sich im Disstrack “F*ck Wagner” auf einem marschierenden Beat Richard Wagner, aber auch zeitgenössischen Antisemitismus vor und versucht sich an Doubletime.
Gonzales weiß schon in den ersten Zeilen von “I.C.E.”, dass ein Song auf Deutsch eine “Schnapsidee” ist – und macht es trotzdem. Damit erfindet er vermutlich Expat-Rap und spielt mit deutscher Identität: “Kabelsalat mit Kummerspeck/ Deutsches Essen wird schwer unterschätzt.” Dazwischen braucht es zur Beruhigung dringend die kleinen Instrumentalstücke der Platte. Wie erfolgreich dieses Wandeln zwischen subversiver Botschaft und humorvollem Trolling ist, bleibt schwer zu sagen. Das Zutreffendste, was man über “Gonzo” sagen kann: Es ist interessant.
Das steckt drin: Deichkind, Nils Frahm, Peaches
weitere Platten
The Unspeakable
VÖ: 10.06.2011
Ivory Tower
VÖ: 20.08.2010