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    Chilly Gonzales
    Ivory Tower

    VÖ: 20.08.2010 | Label: Gentle Threat/Edel
    Text: André Bosse
    6 / 12
    Chilly Gonzales - Ivory Tower

    Der kluge Kopf philosophiert über Schach und schreibt Musik, die immer ein bisschen zu wenig will.

    Jason „Chilly Gonzales“ Beck hat schon einmal sehr lange am Stück Klavier gespielt. 27 Stunden, drei Minuten und 44 Sekunden, um genau zu sein.

    Und weil der Anlass in Paris offiziell war und noch kein anderer so lange am Stück durchgehalten ist, steht der Kanadier seit Mai letzten Jahres im Guinness-Buch der Rekorde. Wer sich auf YouTube Mitschnitte dieses aberwitzigen Events anschaut, merkt schnell, dass man Gonzales zwei Sachen nicht antun darf: Erstens ihn zu ernst zu nehmen, zweitens ihn gar nicht ernst zu nehmen. Das macht ihn in der Rezeption kompliziert, denn man kommt weder mit Ironie weiter, noch mit der Vermutung, er sei ein Genie.

    Im Vorfeld seiner neuen Platte hat Gonzales sehr viel Schach gespielt und philosophiert. Das schreibt er zumindest im Werbeanschreiben für das Album. Und sogar einen Film zum Thema wird es geben, eine existenzialistische Schachkomödie über Erfolg, die ebenfalls Ivory Tower heißt. Eine Rolle wird Peaches spielen. Wir fragen: Als Läufer? Turm? Bauer? Man darf gerne länger über diese oder andere Fragen nachdenken, denn Ivory Tower, das Album, lädt zu vergnüglichen Überlegerein ein. Die zehn Songs stehen scharfkantig auf der Schnittstelle zwischen Eurodance und Kompositions-Kunst. So könnten Air klingen, hätten sie Humor. Erstklassige Gebrauchsmusik für Fensterputz, Fahrten zum Supermarkt oder Facebook-Profilpflege. Mehr kann nur ein Song: The Grudge, bei dem Gonzales für seine Rachegelüste zum Sprechgesang greift und dann in einen an HipHop-Balladen geschulten Refrain einsteigt, den Nas nicht besser hinbekommen hätte.

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