Temple of The Dog war einmalig, Soundgarden aufzulösen konsequent. “Euphoria Morning” (1999) bedeutete Emanzipation, mit Audioslave scheiterte das Experiment, zwei verschiedene Welten zu vermischen. Die Ankündigung, auf seiner zweiten Soloplatte “Billie Jean” von Michael Jackson zu covern, machte Angst. Ist das die Krux mit Cornell? Dass man sein Werk mögen will? “Billie Jean” hatten schon die Bates verhunzt (woher soll er das wissen?). Seine Version passt irgendwie besser. Aber nur irgendwie. Statt gute Songs zu schreiben, verlässt er sich zu sehr auf seine markante Stimme. Es klingt blöd und tut genauso weh, aber nach einigen Durchgängen halten nur noch wenige Songs der ersten Euphorie stand. Im Englischen ließe sich wunderbar mit “Euphoria Mourning” (to mourn: trauern) kalauern, aber wir sind hier nicht in Seattle, Jörg! Cornells Stimme ist immer dann am besten, wenn sie wie im Opener “No Such Thing” nicht zu sehr überbetont wird. Das aber findet nur in den Nicht-Rocksongs statt: “Shell Never Be Your Man” hat einen schönen Slide-Shuffle, die Gospelanleihen in “Killings Birds” und “Safe And Sound” sind ungewöhnlich, die Stones-Hommage “Your Soul Today” beinahe gewagt, das Bond-Thema “You Know My Name” bekannt kommerziell. Der Rest ist exakt das, was man von Cornell erwartet. Und genau das gab es schon besser.
weitere Platten
No One Sings Like You Anymore
VÖ: 11.12.2020
Chris Cornell
VÖ: 16.11.2018
Higher Truth
VÖ: 18.09.2015
Songbook
VÖ: 25.11.2011
Scream
VÖ: 06.03.2009
Euphoria Morning
VÖ: 21.09.1999