Nach unzähligen Durchgängen von “Euphoria Morning” muss man dem Mann Recht geben: Diese Scheibe lebt von Cornells Organ, steht und fällt mit den Stimmungen, die der introvertierte Amerikaner in seine Songs packt. Der perfekte Soundtrack für den Herbst und doch kein Aufguss von ,“Temple Of The Dog”. Wo sich auf dem Andrew Wood-Tribut aus dem Jahr 1991 noch Trauer über den Verlust eines guten Freundes in seiner reinsten Form zeigte, scheint sich Cornell inzwischen damit abgefunden zu haben, dass diese Welt mehr Schatten- als Sonnenseiten zu bieten hat. “Preaching The End Of The World” ist so ein Song, mit dem er eigentlich alles sagt. Sicherlich wird es Leute geben, die diese CD unter kommerziellen Sichtweisen als “unverkäuflich” oder “zu introvertiert” abtun werden. Das mag vielleicht auch so sein. Letztendlich ist aber allein schon der Versuch, sich so krass von seiner Vergangenheit als Sänger einer stark am Metal orientierten Rockband abzusetzen, mehr als ehrenhaft. Chris Cornell hat die Herausforderung angenommen, sich als Singer/Songwriter zu beweisen. Schon beim ersten Hören des Openers “Cant Change Me” (am Schluss übrigens auch in einer französischen Version zu hören) dürften auch diese Zweifel zerstreut sein. Ein Mann, eine Stimme, ein Song. Das reicht. Manchmal ist weniger mehr, und genau das macht diese Platte zu einer derjenigen, die man auch in zehn Jahren noch auflegen wird. Hier zählt die Grundstimmung. Die muss nicht immer dieselbe sein, und deswegen braucht man auch mehrere Anläufe, bis “Euphoria Morning” klickt. Bei frisch Verliebten wage ich die Prognose, dass dies gar nicht passiert. Aber das nur nebenbei…
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