Christian Kjellvander
I Saw Her From Here / I Saw Here From Her
Text: Sascha Krüger
Wie viele Cowboys es in Skandinavien gibt, bewies erst kürzlich wieder die ebenso betitelte Compilation, auf der sich nicht weniger als 19 Musiker fanden, die allesamt den amerikanischen Altvorderen Konkurrenz machen. Authentisch wird dort der Country und Folk besungen, mit Banjos, Akustikgitarren, Geigen und den so obligatorischen wie anheimelnden Mann-und-Frau-Zweistimmigkeiten. Allen voran Christian Kjellvander, der lange in den USA lebte und von dort die Tradition mitnahm. So klingt nun auch sein drittes Soloalbum, das sein bisheriges Schaffen im Prinzip nahtlos fortsetzt: Kjellvander setzt vor allem auf eine mystische, leicht schläfrig wirkende Atmosphäre, um sich von der leicht abgegriffen wirkenden Saloon-Musik vergangener Tage zu emanzipieren; die Songs selber stehen hingegen so eindeutig in der Country-Tradition, dass man den einsam gen Horizont reitenden Cowboy förmlich riechen kann. Keine Frage: Das macht er gut, nicht zuletzt dank seiner sonoren, zugleich tief und kristallklar aus den Boxen tröpfelnden Stimme. Und doch: Anders als ein Kristofer Åström oder die spitzbübischen Jungs von HGH spielt er eben nicht mit den aktuellen Singer/Songwriter-Werten, die diese stille Musik auch für eine junge Generation interessant machen. Kjellvander ist vielmehr betont retro, damit zeitlos, aber aus Hipster-Sicht auch entsprechend dated. Kein Album für den schnellen Verkehr also; eher eines für die Zeit, wo an die Stelle von Sex Werte wie Treue, Verbundenheit und Aufrichtigkeit getreten sind.