Das mit dem Livealbum so kurz vorweg hat wohl keiner ganz verstanden, aber so sind sie eben, die Hobbyfischer, Köder voraus und dann zappeln lassen. Schon okay, wir haben angebissen. War aber auch wirklich zu einfach, nachdem The Draft vor gar nicht allzu langer Zeit daran erinnert haben, was für eine grandiose Band sie als Hot Water Music mal waren und jetzt wieder sind und damit die eine große Frage nach ihrem Deserteur sperriger denn je im Raum stand. Der hatte sich zu Familie und Fischen zurückgezogen, aber so ganz konnte es das ja nicht gewesen sein. Und so verdichteten sich Hinweise, machten Gerüchte die Runde und war schließlich “Loz Feliz” da, getackert an den Hinweis, das “richtige” Album würde nicht mehr lange auf sich warten lassen. Und hier ist es nun, ein bisschen schöner verpackt, aber nicht übertriebener produziert und mit noch mehr Freunden zu Besuch. Es drängeln sich: Matt Skiba, Jolie Holland, Tim Barry und so weiter und sie alle helfen mit, die Songs ihres darauf brennenden Gastgebers über den blubbernden Sumpf der “Punksänger, die jetzt solo was mit Akustikgitarre machen” zu tragen. Obwohl sie doch genau dort hingehören. Zwar fidelt es mal hier, schiebt sich dort mal eine Mundharmonika dazwischen und trällert da mal jemand aus der Ecke, aber das Grundrezept erfindet Chuck Ragan nicht neu. Er setzt es nur hervorragend um. Die abgelegenen Jahre haben seine Intensitätsreserven aufgefüllt, ihn gleichzeitig ruhender und drängender gemacht und ihm einige wunderbar raue Melodien eingegeben, die so weit gar nicht entfernt sind von den alten Kollegen. Ob Country, Punk oder beides: Mitgrölen kann man das immer noch. Und sich glücklich schätzen, statt einer toten Lieblingsband zwei äußerst lebendige Nachfolger zu haben.
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