Ein Punkrock-Song braucht zwei und eine Rocknummer fünf Minuten. Circle indes gönnen ihren strangen Soundmalereien mehr Reifezeit und deswegen passen auf das fast 50 Minuten langen Album auch nur fünf Songs. So kann sich dann etwa ein jazziger Rocksong zum Schamanensound entfalten, der in einer kurz aufflackernden Lärmeskapade mündet (“Alotus”). Oder eine poppige, düstere Rockmelodie wird zu einem wuchtigen Noisegebilde, als wollten Saint Vitus Mudhoney covern (“Potto”). Mit Ausnahme eines zweieinhalb Minuten langen Hauchs von einem Song (“Northern Sky”) sind die Lieder denn auch zehn bis zwölfminütige, oft instrumentale Soundschraubereien. Das erinnert an Ole Lukkoye, jenes Kollektiv aus St. Petersburg, bei dessen Konzerten die Clubluft süßlich verraucht ist. Insbesondere das getragene, dahin plätschernde “Lopetus” kommt nahe an Lukkoyes sphärische Klanggemälde heran. Indes nutzen Circle für ihren Trance- oder Schamanenrock weniger ausgefallene Tongerätschaften als vielmehr herkömmliche Rockinstrumente. Das erinnert dann wie beim Opener “Työlaisten Laulu” an Art- oder Krautrock. Und so hat denn auch Hans-Joachim Irmler von Faust das Album produziert. Da dürfte es im Studio auch süßlich gerochen haben.
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