Was haben sie sich zuletzt alle bemüht mit ihren Richtungswechseln in sanftere, ruhigere, gleichsam epische Gefilde: La Dispute, Pianos Become The Teeth, Title Fight. Zwar ist keins dieser zurückgenommenen dritten Alben nach jeweils zwei lauteren komplett an den selbstgesteckten Zielen gescheitert, aber richtig angekommen sind alle drei damit nicht. Da haben Citizen es natürlich leichter. Erstens weil sich die Band um Babyface Mat Kerekes bisher hinter den Stars der Szene eher zurückgehalten hat. Und zweitens weil sie schon mit ihrem ersten Album “Youth” vor zwei Jahren nicht die allerbrutalsten Krachmacher waren. Damals konnte man darüber streiten, ob den halligen Emosongs nicht doch ein wenig Charisma und Wucht fehlte, die vor allem Kerekes auf die Bühne bringt; jetzt können wir uns alle einig sein: Mit “Everybody Is Going To Heaven” stürzen sich Citizen so todsicher in die riesigen Indierock-Momente, wie es innerhalb der Posse sonst nur Manchester Orchestra können. Produzent Will Yip durfte sich im Studio an grandiosen Bögen und Ausbrüchen austoben, an Kuscheldeckenbassläufen und krümeltrockenem Schlagzeug, an kilometerhohen Wänden und dem sensiblen Niemandsland dazwischen. Gruselige Flüstermomente wie in “Weave Me (Into Yr Sin)” oder “Ten”, in denen Kerekes eher nach bedrohlichem Metal-Jammerlappen klingt als wirklich emotional, hätten sich Citizen ruhig sparen können. Sie betonen aber, wie vielseitig es nach musikalischen Kehrtwenden weitergehen kann. So aggressiv wie in “Stain”, so leise und klar wie in “Yellow Love”, so riesig wie in “Numb Yourself” könnten die anderen dann auch bitte wieder werden.
weitere Platten
Calling The Dogs
VÖ: 06.10.2023
Life In Your Glass World
VÖ: 26.03.2021
As You Please
VÖ: 06.10.2017
Youth
VÖ: 12.07.2013