Schon vorletztes Jahr veröffentlichten die blassen Karohemdenkids aus dem mittleren Westen ihre EP “Young States”, die hörte, wer sowas hört, raumgreifenden Posthardcore mit großen Rockanleihen und viel weichem Gefühl dahinter nämlich. Dass Citizen bis zum Debütalbum nun ein ganzes Weilchen gebraucht haben, ist insofern okay, als dass gerade Brand New mit ihrer abgesagten Tour eine Rückkehr genau solcher Herzzerreißer versprochen haben, die Citizen nun leicht erfüllen können, und dass sowas seit Title Fight nun erst recht auch die hören, die sich eigentlich für tough halten. Citizen langen wie die einen und die anderen in den grungigen Alternative Rock der späten 90er zurück, laden sich alle Gefühle auf, die es dem Emo je schwergemacht haben, und balancieren ihren jungenhaften Gesang so sicher über düsteren Abgründen, als hätte es nicht schon Hunderte vor ihnen hinuntergezogen. Songtitel wie “Sick And Impatient” oder “The Night I Drove Alone” verraten immerhin eine Ahnung davon, wie es sich weit unten anfühlt, makaber schöne Zeilen tun ihr Übriges: “So I cut you open/ So I could see you inside out/ Figure you out.” Dabei wippen sie trotz aller Harmonien so rhythmisch wie die härteren Freunde, um dann mit Anlauf auszuschweifen. Ein Lichtermeer könnte dem nie ganz standhalten; entfacht werden muss es doch, egal von welcher Seite aus man auf Citizen gestoßen ist, und sei es nur, um diese jüngste unspektakulär wichtige Band zu überfordern, bei der das Albumcover das Einzige ist, was nicht ganz stimmt. So schön ist die Jugend nicht.
weitere Platten
Calling The Dogs
VÖ: 06.10.2023
Life In Your Glass World
VÖ: 26.03.2021
As You Please
VÖ: 06.10.2017
Everybody Is Going To Heaven
VÖ: 26.06.2015